Die tapferen Schneiderlein von Hoi An und auf den Spuren der alten Kaiser

2 02 2013

Der Nachtbus von Nha Trang nach Hoi An war etwas abenteuerlich. Wir hatten dieses Mal ein anderes Busunternehmen gewählt und landeten in einem recht alten Bus mit weniger komfortablen Sitzen. In den Gängen saßen und lagen viele Vietnamesen eng aneinander gereiht wie die Hühner auf der Stange und verbrachten dort die ca. 12stündige Fahrt. Wir konnten trotzdem recht gut schlafen und hatten so noch genug Zeit auch an diesem Tag Hoi An zu entdecken.

Hoi An mit seinen 110.000 Einwohnern liegt in der Mitte Vietnams, nur 4km von der Küste entfernt. Hier findet man schöne französische Kolonialbauten in Gelb und viele gemütliche Restaurants und Kneipen direkt am Fluss. Doch vor allem findet man hier Schneidereien. Sie reihen sich wie Perlen aneinander und zusammen sollen es über 200 sein.

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Wir verschafften uns einen Überblick und stürzten uns ins Shoppingvergnügen: Anzug, Hemden, Kleider, Mantel, Blazer, Schuhe… wir fanden kein Ende und alles stellte sich als anstrengender heraus als vorher gedacht. Farbe, Material und Schnitt mussten bestimmt werden, Maße wurden genommen, am nächsten Tag zur Anprobe, Änderungen wurden festgelegt, dann noch einmal zur Endkontrolle. Es hat unglaublich viel Zeit und Energie in Anspruch genommen und auch wenn wir sehr zufrieden mit unserer Auswahl sind, so waren wir doch erleichtert als endlich alles in einem 9kg schweren Paket verstaut war und wir es auf dem Weg nach Deutschland wussten. Es in ein paar Monaten zu öffnen wird sicherlich wie Weihnachten!

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Zwischen all dem Shoppen wollten wir uns die Sehenswürdigkeiten Hoi Ans ansehen. Wir kauften uns dafür ein sündhaft teures Ticket, das Eintritt zu 5 Sehenswürdigkeiten gewährte. Da wir schnell merkten, dass diese ‘Sehenswürdigkeiten’ nicht wirklich sehenswert waren, haben wir das Ticket an zwei andere Touristen wieder verkauft. Vorher besuchten wir aber noch einen kleinen Teil der Stadt, der nur über eine Brücke zugänglich war. Hier gab es viele kleine Läden, die handgeschnitzte Figuren, schöne Bilder und andere handgefertigte Waren verkauften.

Für einen Tag buchten wir eine Tour nach My Son, eine Tempelanlage der Cham aus dem 10. Jahrhundert. Die Anlage wurde von den USA im Vietnamkrieg bombardiert, sodass My Son nun eher als Tempelruine bekannt ist. Nach Angkor Wat haben es die Tempel nicht leicht uns zu beeindrucken, doch ein Detail fesselte uns doch: Mit internationaler Hilfe wird versucht die zerstörten Teile der Tempel zu rekonstruieren, doch konnte bis heute nicht herausgefunden werden mit welcher Technik die Cham damals die Tempel bauten. Während die 1000 Jahre alten Steine noch aussehen wie neu, sind die 30 Jahre alten Steine bereits überwuchert mit Moos und von der Vegetation beschädigt.

DSC01104 My Son

Nach der Besichtigung ging es mit dem Boot zurück nach Hoi An mit einem kurzen Abstecher zur Woodcarving Village, wo Einheimische ihre Handfertigkeit beim Schnitzen unter Beweis stellten. Leider war die Tour eher ein Flop: um die 40 Leute auf einen anstrengenden Tourguide war nicht was wir (oder einer der anderen) erwartet hatten.

So machten wir uns am Tag darauf wieder auf eigene Faust auf den Weg, liehen uns Fahrräder und fuhren Richtung Küste. Dort wollte uns ein Vietnamese in seinem kleinen Glashäuschen weis machen, wir dürften mit dem Fahrrad nicht weiter über die Straße fahren und wies uns auf einen gebührenpflichtigen Parkplatz. Nicht mit uns! Wir drehten um, wählten eine Seitenstraße und nach einem Umweg von vielleicht 2 Minuten erreichten wir den Strand. Auf der Rückfahrt wählten wir eine weniger belebte Strecke voll mit Reisfeldern in einem unglaublichen Grün.

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Nach 5 Tagen verließen wir Hoi An wieder in Richtung Hue, die alte Kaiserstadt, die bis 1945 auch Vietnams Hauptstadt war. Von hier aus regierte die Nguyen-Dynastie das Land. Wir hatten einen straffen Zeitplan und haben uns nach Ankunft direkt auf einen Roller geschwungen um die Thien Mu Pagode zu besichtigen. Sie wird auch die Pagode der himmlischen Frau genannt, weil der Legende nach eine Frau den Platz als göttlichen Ort bestimmte, den Bau einer Pagode verlangte und anschließend in einer Wolke verschwand.

Weiter ging es zur Grabstätte von Tu Duc, dem vierten vietnamesischen Kaiser der Nguyen-Dynastie. Er ruht an einem kleinen See umgeben von Kiefern und schönen Bauwerken. Die Anlage war sehr groß und beeindruckend.

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Thien Mu Pagode und eine Art Grabkapelle in Tu Ducs Grabstätte

Für die Grabstätte des Minh Mang kamen wir leider zu spät. Diese hatte gerade geschlossen als wir dort ankamen. So gaben wir uns mit dem einen Kaisergrab zufrieden und fuhren zurück in die Stadt. Unglücklicherweise hatten wir einen Roller mit defekter Tankanzeige erwischt und blieben auf dem Rückweg prompt liegen. Der Schrecken war nur von kurzer Dauer – 100m weiter verkaufte jemand Sprit aus Plastikflaschen und die Reise konnte weitergehen!

Am nächsten Tag besichtigten wir die Hauptattraktion Hues: die Zitadelle, eine von einer Mauer umgebene Festung, und die sich darin befindende verbotene Kaiserstadt mit einem Umfang von 2,5km. Hier findet man schöne Gärten und Zeremoniehallen, ein Theater und Wohnhäuser der kaiserlichen Familie. Vieles muss restauriert werden, da die USA auch diese Anlage nicht mit Bombardierungen verschonte. Die Zitadelle gefiel uns sehr gut und wir verbrachten einige Stunden mit der Besichtigung. Trotzdem fehlte uns dort irgendwie ein Highlight, etwas, das aus Allem noch hervorsticht.

DSC01363 Zitadelle

Am selben Abend verließen wir Hue wieder und machten uns auf zu unserer letzten Etappe in Vietnam: Hanoi im Norden Vietnams. Dort erwartet uns dann wieder das moderne Vietnam und viel Trubel. Und natürlich eine Tour durch die Halong Bucht.

Liebe Grüße,

Lennart und Nadine

Bilder von Hoi An und Hue findet ihr hier in unserer Fotogalerie.



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4 Antworten zu “Die tapferen Schneiderlein von Hoi An und auf den Spuren der alten Kaiser”

  • HW sagt:

    Nur noch vier Tage in Vietnam! Schade?

  • Kathrin sagt:

    Das Bild mit den vielen Lampions aus Hoi An ist mein Lieblingsfoto von Vietnam! – Mal sehn, wie die ganzen geschneiderten Sachen in Deutschland zur Wirkung kommen – ich bin gespannt 🙂

  • Lilo sagt:

    Mit Euren Vietnam-Berichten und den Fotos habt Ihr mich richtig angesteckt. Und dann auch noch maßgeschneiderte Sachen…beneidenswert. Schöne letzte Tage in Vietnam.

  • 242days sagt:

    @ Papa:
    Schade irgendwie schon, vor allem weil wir jetzt zuletzt noch einmal so negative Erfahrungen gemacht haben. Die 2 Wochen davor hat Vietnam uns ja super gefallen. Jetzt freuen wir uns aber erst einmal wieder auf Thailand, auf die Freundlichkeit der Thais, Bangkok…hach ja 🙂

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