Hier daheim, in der Welt zuhaus

11 07 2013

Deutschland hat uns wieder! Seit 11 Tagen versuchen wir uns hier an einen neuen Alltag zu gewöhnen. Das fällt mal leichter, mal schwerer, denn die Flut an Terminen, Pflichten und Besorgungen hat uns überwältigt und noch lässt die Strömung nicht nach.

Dabei landeten wir erst einmal sehr weich in unserem vertrauten Leben. Die Freude über das Wiedersehen mit Freunden und Familie überwog am Ende den Abschiedsschmerz der Reise und endlich zurück wurden wir liebevoll begrüßt, ausgiebig bekocht und von allen Seiten verwöhnt.

Kopie von daheim 
Doch nach dem Vergnügen wartete die Arbeit: Kisten und Kartons wurden durchwühlt, Lennarts Wohnung wurde eingeräumt, Nadine stürzte sich wieder ins Mini-Job-Arbeitsleben, Steuererklärungen und sonstiger Bürokram wartete auf uns, Universitätskram und auch die neue Wohnungssuche muss zumindest für Nadine erfolgen. So hatten wir die letzten Tage reichlich zu tun und so wird es wohl auch noch eine Weile weitergehen.

Abends gönnen wir uns dann doch mal ein Gläschen Wein bei einem schönen leckeren Essen. Endlich wieder selber kochen – das haben wir doch sehr vermisst! Dabei lässt es sich auch wunderbar über die letzten Monate sinnieren.

Dann denken wir zurück an Asiens uns so fremde Kulturen und Bräuche,

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an deren schillernde Feste, das fantastische Essen und an beeindruckende kulturelle und religiöse Monumente.

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Wir denken zurück an die wunderschöne Zeit mit unserem Camper, mit dem wir die Natur in Neuseeland unsicher machten,

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und an die erholsame und aufregende Zeit auf den Fijis und auf Hawaii.

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Wir sehnen uns neben traumhaften Landschaftsbildern auch nach faszinierenden Größstädten der USA wie Seattle, San Francisco oder New York

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und auch unsere kleinen Zwischenstopps in Dubai und Sydney waren jede Minute wert.

242 Tage ist eine lange Zeit, die letztendlich doch wie im Flug vergangen ist. Wir haben so viel erlebt, so viele Eindrücke gesammelt. Wir sind 11 mal geflogen, waren in 14 Ländern, drückten unzählige Male auf den Kameraauslöser um 4.000 aussortierte Bilder zu erhalten, übernachteten in Betten, auf dem Sofa, auf dem Boden, im Auto, im Camper, auf Matratzen und fuhren mit dem Roller, mit Tuk-Tuks oder Taxen, auf Auto-Ladeflächen, auf Booten und Flößen, mit Bussen oder mit der Bahn,… besonders die Kreativität der Asiaten kennt dort keine Grenzen.

Wir reisten bei Temperaturen von bis zu 50 Grad und bibberten uns bei Schnee in den Schlaf, wir waren zeitweise Millionäre (Vietnam 1 Euro = 27.000 Dong) und doch zu kniepig 5 Dollar für 15 Minuten Internet zu zahlen (Neuseeland). Wir verloren einen iPod zwei Mal in 48 Stunden und erhielten ihn beide Male zurück, wir haben putzmunter einen Taxiunfall in Malaysia überstanden sowie jede andere kleine Krise, wir mussten die ein oder andere Kakerlake in Kauf nehmen und sahen dafür wilde Tiere wie Bären, Füchse oder Schlangen und wir können das Lied Gangnam Style wirklich einfach nicht mehr hören!

Doch kommen wir zum Schluss! Wir haben uns sehr über all die fleißigen Leser und Leserinnen gefreut und über das große Interesse an unseren Machenschaften. Wir werden uns nun wieder in die Realität begeben, und wenn wir genug davon haben planen wir einfach die nächste Reise. 🙂

So long,

Nadine und Lennart

Kopie von karte



New York, New York

29 06 2013

Mit etwas Verspätung erreichten wir unsere letzte Station unserer Reise: New York. Es ist die einzige Station, die uns nicht gänzlich unbekannt war. Im Winter 2010/2011 waren wir schon einmal für 10 Tage in der Metropole an der Ostküste der Staaten und damals haben wir uns in die Stadt verliebt. Wir freuten uns riesig auf die vor uns liegenden Tage, denn das Sightseeing Programm wurde schon beim letzten Mal absolviert und so konnten wir einfach vier Tage lang die Stadt genießen, die uns noch erstaunlich vertraut war.

So haben wir aber auch erstmals etwas weniger unternommen. Am ersten Tag wanderten wir ohne jede Hektik durch die Straßen Manhattans rund um den Columbus Circle, machten einen Abstecher zum Lincoln Center und faulenzten etwas im Central Park. Gegen Abend genossen wir einen riesigen frischen Salat bei Chop’t Salad. Nach all dem fettigen Fastfood eine Wohltat! Noch mehr New York-Feeling kam dann am Times Square auf, wo wir einfach eine Zeit lang das Gewusel auf den Straßen beobachteten.

DSC01186 Times Square

Am Mittwoch trafen wir uns mit Henry und Andy im Central Park. Die Beiden hatten wir auf Fiji kennengelernt und unsere Reisepläne überschnitten sich hier, so war Zeit für eine schöne Tasse Kaffee. Für die Beiden sollte es schon am nächsten Tag zurück in die Heimat England gehen. Für uns hingegen ging es noch ein ganzes Stück weiter durch den Park, bevor es uns in die 5th Avenue Richtung Rockefeller Center verschlug und schließlich landeten wir am Union Square. Ganz in der Nähe hatten wir letztes Mal unser Hostel und irgendwie hängen wir richtig an diesem Teil der Stadt mit seinen Geschäften , Restaurants, Cafés, dem Bücherladen Barnes & Noble, dem Kino und den grünen Fleckchen… dort ist einfach immer etwas los. Nächstes Mal werden wir versuchen wieder eine Unterkunft in der Nähe zu finden.

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Wir vertrödelten dort eine ganze Menge Zeit und schafften es schließlich nicht mehr zurück ins Hostel um uns für den Abend etwas schick zu machen. Da ging es nämlich in die Metropolitan Opera. Wir sahen uns das Amerikanische Ballett zu dem Stück Sylvia an. Dieses Mal hatten wir auch Sitzplätze und mussten nicht wie in La Traviata vor 2,5 Jahren einige Stunden stehen. Unsere Füße dankten es uns und das Stück, der Tanz und die Musik waren wundervoll. Hinterher gingen wir noch schön bei P.J. Clarke’s Essen, ein Restaurant mit rot-weiß karierten Tischdecken, das zieht uns magisch an! 🙂

Für den nächsten Tag stand ein ganz neuer Programmpunkt auf dem Plan: der Freedom Tower und das darum liegende 9/11 Memorial. Konnten wir all das letztes Mal nur durch Staubwolken und Baugerüste erahnen, standen wir nun direkt am Ort des Geschehens. Wo früher die beiden Türme des World Trade Centers standen, fließen nun riesige Wassermengen in ein großes Becken und verschwinden schließlich in einem tiefen Loch. In den Rand des Beckens sind in bronzenen Buchstaben die Namen der Verstorbenen eingraviert, etwas weiter steht der neue Freedom Tower. Ein sehr denkwürdiger Platz, voller Touristen, aber man hat doch die Gelegenheit seinen eigenen Gedanken etwas nachzuhängen und sich an den verhängnisvollen Tag zu erinnern.

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Von dort aus machten wir uns durch die Wall Street auf zum East River, wo wir uns ein wenig sonnten. Als der Hunger rief gingen wir ins Katz’s Deli, ein berühmtes Sandwich-Restaurant, “where Harry met Sally”. Ja, dies war der Drehort für Meg Ryan’s berühmten Orgasmus aus ihrem Film ‘Harry und Sally’. Das Deli besteht schon seit Ende des 19. Jahrhunderts und verkauft täglich unzählige Pastrami-Sandwiches. Nach einer kurzen Pause im Hostel sahen wir uns The Great Gatsby im Kino am Union Square an und tranken hinterher noch in einer Bar ein Bier, bevor wir ins Bett fielen.

DSC01534 Brooklyn Bridge (vorne) und Manhattan Bridge am East River

Und dann war der letzte Tag gekommen! Der letzte Tag in New York, der letzte Tag unserer Reise. Sollte es nun wirklich zu Ende gehen? Es sollte! Doch vorher widmeten wir uns noch der Architektur des Guggenheim Museums, fuhren noch einmal zur großen, schicken Bahnhofshalle des Grand Central Stations und lagen noch eine gute Stunde im sonnigen Central Park.

Ein furchtbar leckeres und schickes Abendessen gönnten wir uns in einem netten Restaurant in Little Italy. Der Service war klasse, die Atmosphäre dort ist generell fantastisch und diese letzten Stunden machten uns den Abschied aus New York nicht gerade leichter. Lennart versuchte sich zwischen seinen neuen Berufsideen (Taxifahrer oder Feuerwehrmann) zu entscheiden, doch am Ende fanden wir uns mit unseren Rucksäcken auf den Rücken auf dem Weg zum Flughafen wieder.

DSC01624 Little Italy

Welch eine wundervolle Zeit wir hatten! Wir haben viel erlebt, viel gesehen, gelernt, gestaunt, gelacht, wir waren aber auch mal frustriert, wütend oder traurig. Doch wir konnten uns immer aufeinander verlassen und sind froh, dass wir all unsere Erlebnisse mit jemandem geteilt haben und auch nun noch teilen können. Viele Menschen haben wir getroffen und auch ein paar Freundschaften geschlossen, an dessen Erhalt wir trotz größerer Distanzen fest glauben. Und auch wenn unsere Freunde und Familie ab und an sehr vermisst wurden, so haben wir doch nie den Spaß am Reisen verloren und sind glücklich über jeden einzelnen Tag.

Nun sind wir also wieder gut Zuhause angekommen und wir befinden uns nun im spannenden Wiedersehens-Marathon. Einen letzten Beitrag wird es im Laufe der nächsten Woche noch geben, dann heißt es Abschied nehmen von den Reiseberichten.

Bis dahin alles Liebe,

Nadine und Lennart

PS. Die letzten Bilder der USA und unserer Reise gibt es hier!



If you’re going to San Francisco…

24 06 2013

Am 20.06. mussten wir uns schon wieder von unserem Mietwagen in San Francisco Downtown trennen. Wir konnten unser Gepäck erst bei unserem Host Joshua in Newark abladen, um dann unbeschwert unseren Wagen abzugeben. So konnten wir auch gleich etwas Zeit im Stadtzentrum verbringen, wo wir Zimtschnecken und Eiscreme am Port San Francisco naschten, das Financial District unsicher machten und das erste Cable Car erspähten. Wir verbrachten nur wenige Stunden in der Stadt, doch es war Zeit genug um zu erkennen, dass San Francisco eine ganz besondere Stadt ist mit einem unglaublich hohen Wohlfühlfaktor.

Zum Abendessen trafen wir uns mit Joshua und lernten wenig später auch die Schwedin Clara und den Hamburger Ben kennen, die ebenfalls zum Couchsurfen eingeladen worden waren. Zu viert machten wir uns am nächsten Morgen mit deren Mietwagen auf in die Stadt zur bekannten Lombard Street, die kurvigste Straße der Welt. Und tatsächlich schlängeln sich dort im Slalom mühselig durch enge Kurven die Autos runter.
Am Fisherman’s Wharf entdeckten wir kleine Souvenirshops, zahlreiche Clam Chowder Imbisse, große und kleine Schiffe und einen Haufen Seelöwen am Pier 39. Hier wurde auch Lennarts überteuerter Hot Dog von einer Möwe attackiert, die anschließend zu ihrem Glück das Weite suchte.

DSC00646 Pier 39 Seelöwen am Pier 39

Weiter ging es durch die hügeligen Straßen zum Coit Tower. Von oben hatten wir einen tollen Ausblick über die Stadt. Für den erfolgreichen steilen Aufstieg belohnten wir uns mit einem großen Stück Pizza in Little Italy. 🙂
Auch Chinatown gefiel uns hier sehr gut. Wir stolperten in eine Glückskeks-Fabrik und in zahlreiche Läden voller buntem Schnickschnack.
Von dort aus machten wir uns auf den Weg zum Alamo Square. Über 20 Blocks sind wir gelaufen um die Painted Ladies, 6 Häuser im viktorianischen Baustil, und die dahinter auftauchende Skyline San Franciscos zu sehen. Wir kamen völlig erschöpft dort an, doch der Weg hat sich gelohnt. Es war eine fantastische Aussicht.

DSC00770 Alamo Square Painted LadiesDie Painted Ladies, auch bekannt aus der Fernsehserie Full House

Durch das Civic Center ging es zurück zum Auto, vorbei am Rathaus und einem offensichtlich etwas schwierigerem Viertel. Zurück in Newark erwartete uns Joshua. Er ist übrigens in Japan geboren, seine Eltern sind Taiwanesen, seine Frau ist aus Malaysia und so bereitete er für uns ein Abendessen zu, das Aspekte aller drei Küchen vereinte. Es gab Tofu und Schweinerippen in malaiischer Suppe, Gemüse, Ei, Reis und rohen Tofu in japanischer Marinade. Es war super lecker!

Am nächsten Tag erkundeten wir mit dem Auto mehrere Punkte außerhalb der Stadt. Die Golden Gate Bridge dufte natürlich nicht fehlen. Knallig rot, hoch, lang und majestätisch führt sie über die Bucht San Franciscos’. Wir fuhren mit dem Auto über die Brücke zu einem fantastischen Aussichtspunkt auf der anderen Seite der Bucht und wanderten durch die schönen Muir Woods. Hier stehen einige der höchsten Bäume der Welt, doch mit dem Redwood National Forest konnte es nicht ganz mithalten. Von dort aus fuhren wir zum Aussichtspunkt Twin Peaks, der einen Blick über die ganze Stadt bot, bevor wir den Tag am Dolores Park und an der Dolores Mission, dem ältesten Gebäude der Stadt, abschlossen.

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Am Abend kochten Clara und Ben Pasta in Sahnesauce mit Hühnchen und Spargel, um Joshua etwas von der westlichen Küche zu zeigen, bevor sie sich am nächsten Tag auf den Weg zum Yosemite Park machten.
Für uns aber ging es wieder in die Stadt. Wir hatten noch lange nicht genug von San Francisco und es wartete eine spektakuläre Tour nach Alcatraz auf uns. Alcatraz ist eine kleine Insel, 1,25 Meilen von San Francisco entfernt und diente bis 1963 als Hochsicherheitsgefängnis für Schwerverbrecher oder mehrfach auffällig gewordene Kriminelle. Durch eine total interessante Audio-Tour erfuhren wir einiges über das Leben und den Alltag der Insassen dort (darunter Al Capone), über die Sicherheitsvorkehrungen und über stattgefundene Fluchtversuche. Es ist nicht ein gelungener Fluchtversuch bekannt, doch der Verbleib von drei Männern bleibt unbekannt, die sich napp ein Jahr lang kmit Löffeln durch die Zellmauern schabten und verschwanden.
Gefangene in Alcatraz hatten generell keine leichte Zeit. Aus Namen wurden Ziffern, die Zellen waren winzig, die Wände erdrückend, die Regeln unnachgiebig, der Blick auf die Skyline San Franciscos eine Qual. Einer der Ex-Insassen sagte: “Man wurde nie gelobt für gutes Benehmen, nur bestraft für Schlechtes.” Lediglich das Essen soll nichts zu beanstanden gegeben haben.

DSC00984 Alcatraz D-Block für Schwerverbrecher

Und wo wir schon beim Essen sind… zurück in Newark luden wir Joshua in ein taiwanesisches Restaurant in seiner Nähe ein. Das Essen war klasse, Lennart wagte sich sogar an traditionelle Gerichte wie Schweineblut und Schweinenieren und war gerade von Letzterem sehr angetan. Nadine nicht so! 😉

Unseren letzten Tag verbrachten wir in der Market Street, beschäftigt damit, die Kreditkarte zum Glühen zu bringen. Es wurde geshoppt und das dieses Mal sogar recht erfolgreich. So sind wir nun mit neuen Outfits bestens gerüstet für unser Wiedersehen mit New York, New York.

Bis dahin alles Liebe,

Nadine und Lennart

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Die Welt der Schönen und Reichen

21 06 2013

550 Meilen hatten wir vom Grand Canyon nach San Diego, und damit zurück nach Kalifornien, zu überbrücken. Zwischen diesen beiden Stationen gab es keine wirklichen Sehenswürdigkeiten, lediglich die riesigen Imperial Sand Dunes haben wir in unseren Plan aufgenommen. Wie der Name auch sagt sind es riesige Dünen, bestehend aus weichem, weißen Sand, so weit das Auge reicht.

In San Diego angekommen war noch Zeit genug, um im Old Town Historic State Park ein paar der ältesten Gebäude San Diegos’ zu besichtigen. Es ist ein sehr gemütlicher Teil der Stadt, mit einem kleinen Markt, individuellen Läden und guten Restaurants. Vieles davon ist mexikanisch, denn im frühen 19. Jahrhundert stand die Grenzstadt unter großem spanischen und mexikanischen Einfluss.

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Einen ganz anderen Eindruck der Stadt vermittelte das Viertel La Jolla rund um den Mission Beach, eine sehr schicke, fast schon protzige Gegend mit prachtvollen Grundstücken, sonnengebräunten Surfern und Joggerinnen und den teuren Modeboutiquen. Ein Leben wie in einer anderen Welt.
Nach einem Tag in Mexiko widmeten wir uns weiter der Stadt, wo wir am Silver Strand auf der Coronado Island relaxten. Der Sand schimmert tatsächlich silbern auf der Haut. Wir schlenderten durch das von Restaurants dominierte Gaslamp Quarter in Downtown und aßen Tiramisu in einer kleinen Trattoria in Little Italy. San Diego ist wirklich eine sehr relaxte und schöne Stadt, die uns an einigen Ecken dann aber doch etwas zu “posh” daherkam.

Etwas geringere Erwartungen hatten wir an Los Angeles, eine so berühmte Stadt, und doch haben wir selten Gutes davon gehört. Das Wort “schäbig” hingegen ist häufiger gefallen und so erlebten wir für uns eine Überraschung! Es wird vielleicht nicht unsere Lieblingsstadt, doch hat L.A. so einiges zu bieten.

In Downtown stehen große, moderne Gebäudekomplexe gleich neben dem bunten mexikanischen Viertel El Pueblo de Los Angeles. Hollywood mag im Alltag nicht den erwarteten Glamour besitzen, doch sind die Straßen voller Leben, Bars, Geschäften, kostümierten Superhelden und Möchtegern-Stars. Der Walk of Fame hat eine beeindruckende Länge; und dass die Oscarverleihungen geschätzte 50 Meter von einem McDonalds stattfinden, macht die Stars und Sternchen nur menschlicher.

DSC00181  Blick auf ‚Hollywood’s “Walk of Fame” und Disney’s Movie Theatre “El Capitan”

Der Mulholland Drive präsentierte uns dann ein paar schöne Aussichtspunkte auf die Stadt und in Beverly Hills bekamen wir die volle Dosis reicher Amerikaner serviert. Prächtige Villen, Porsche vor den Haustüren und Botox gespritzte Verkäuferinnen auf dem Rodeo Drive faszinierten uns und gleichzeitig konnten wir uns so gar nicht damit identifizieren.
Am touristischen Santa Monica Beach und in Venice fühlten wir uns dann wieder unter unseresgleichen.

Nach all diesem Glamour kam uns das Städtchen Santa Barbara mit seinem besonderen Charme gerade recht. Wir machten eine Tour durch die schöne Kirche Mission Santa Barbara aus dem Jahr 1786 und dem anliegenden Friedhof. Anschließend besichtigten wir den Gerichtshof der Stadt, so prachtvoll und schön mit seinen Gärten, hohen Decken und riesengroßen Wandbemalungen, dass man sich fast auf die Anklagebank wünschen könnte. Auch sonst bestach die Stadt mit ihren schönen Gebäuden und der entspannten Atmosphäre und wir verbrachten einen sehr schönen sonnigen Tag dort. Abgerundet wurde alles bei einem Abendessen am Pier, wo wir der Mundpropaganda zufolge im besten Seafood-Restaurant der Stadt Shrimps in Weißweinsauce aßen.

DSC00300 Mission Santa Barbara

Eine weitere charmante, aber auch touristische Stadt war Solvang. Die Häuser sind im dänischen Stil, es gibt dänische Bäckereien und traditionelle dänische Kleidung. Amerikanisch war kaum etwas, aber alles war sehr gemütlich mit den kleinen Antiquitäten- und Bücherläden, den kitschigen Windmühlen und den vielen Cafés.

Von dort aus war es auch nicht mehr weit zur berühmt berüchtigten Big Sur, ein Küstenabschnitt an der Westküste zwischen Los Angeles und San Francisco. Wie gut, dass wir ein Auto hatten! Diese etwa 100km lange Strecke war wirklich sehr beeindruckend mit ihrer schroffen Felsküste, den hohen Bergen und dem tiefblauen, wilden Meer. An einem Aussichtspunkt konnte man See-Elefanten sehen, die im Sand um die Wette faulenzten.

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In Monterey endete die Big Sur für uns. Hier gab es einen schönen Hafen, fantastische Clam Chowder (Muschelsuppe) an der belebten Hafenstraße Cannery Row und wir beobachteten wilde Seelöwen an einer der Küsten, die Monterey umgibt.

Wir hatten sehr schöne Tage an der Westküste Kaliforniens, doch man kommt nicht umhin, dass die Gedanken immer öfter nach Deutschland schweifen. So wie man vor Abflug im November schon mit den Gedanken in der weiten Welt war, so ist man nun vor Abflug mit den Gedanken wieder daheim.

Doch zwei Sahnehäubchen gibt es noch, auf die wir uns sehr freuen!

Lasst euch überraschen!

Lennart und Nadine

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¡Viva México!

14 06 2013

¡Viva México! ¡Viva México! Wie haben wir uns auf diesen Tag gefreut! Seit wir den Entschluss gefasst haben unsere Reise gen Süden bis nach Mexiko auszuweiten, freuten wir uns auf diesen Tag und sangen eigens komponierte Lieder über “Enchiladas in Ensenada”! Denn genau dorthin sollte es heute gehen: nach Ensenada!

Diese Küstenstadt liegt in der Region Baja California, 125km von San Diego entfernt. Die Grenze übertritt man problemlos im düsteren Tijuana, von wo aus wir direkt Richtung Pazifik fuhren. Mit seinen ~400.000 Einwohnern schafft es Ensenada auf der einen Seite alle Vorzüge einer Großstadt zu vereinen, auf der anderen Seite weist es aber auch noch einen kleinstädtischen Charme auf: es gibt enge Gassen mit gemütlichen kleinen Cafés und Restaurants, bunte, verwinkelte Häuser und kleine individuelle Läden.

DSC09783 Einkaufsstraße in Ensenada

Wir schlenderten durch die Straßen, kauften Souvenirs, versuchten anderen unzähligen Angeboten auszuweichen und genossen das spanische Temperament der Mexikaner, wenn sie Touristen in ihr Restaurant ziehen wollten. Auch wenn uns das reichhaltige Angebot und die Aufmerksamkeit der Einheimischen sehr an Asien erinnerte, so sind die Mexikaner doch um einiges… lauter! 😉

Ganz oben auf der Liste unseres Kultur-Intensivkurses standen natürlich auch kulinarische Köstlichkeiten. Durch unsere Schwäche für (deutsch-)mexikanisches Essen wollten wir nun erfahren, wie das mexikanisch-mexikanische Essen eigentlich schmeckt. Es gab Quesadillas, Tacos und Tostadas mit Fisch, frischen Tomaten und Zwiebeln, massig Koriander und Limettensaft, Salsa und anderen Saucen. Zu jedem Essen wurden Nachos gereicht und refried beans durften bei so manchem Gericht natürlich auch nicht fehlen. Dazu gab es einen riesigen (wirklich riesigen!) frischen Margarita. Alles schmeckte fantastisch! Besonders die gemütlichen Imbisse am Hafen ziehen viele Touristen an, viele darunter sind aus Kalifornien. 

DSC09815 Fisch-Tostadas in Arbeit

Die Atmosphäre in Ensenada, Mexiko gefiel uns vom ersten Moment an. Wir fühlten uns direkt wohl, umgeben von den Geräuschen, den Gerüchen und den fremden Eindrücken. An der Straße werden Pina Coladas in frischen Ananas verkauft, daneben stehen Mexikaner Schlange für einen frischen Fisch-Tostada und zu deren Unterhaltung spielt eine Mariachi-Band mit schicken Sombreros volkstümliche Musik. Wir lieben es und wären zu gerne geblieben, doch das soll dieses Mal halt noch nicht sein.

So machten wir uns langsam auf den Rückweg, legten vorher aber noch einen Stopp in dem Ort Puerto Nuevo ein. Dieses Dorf ist wirklich gänzlich auf den Tourismus ausgelegt und beherbergt fast ausschließlich Souvenirstände und Restaurants. Hier bekommt man alles was mit Fisch zu tun hat, für uns gab es jedoch nur noch einen konkurrenzlos köstlichen Tequila.

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Der Grenzübertritt in die USA zurück war etwas speziell. Dieser Grenzübergang ist ‘the busiest border of the world’. Etwa 130.000 Menschen übertreten täglich diese Grenze in Richtung USA. Lange Wartezeiten sind somit vorprogrammiert. Doch nicht nur wir, auch die einheimischen Mexikaner sind darauf eingestellt. Sie laufen von Auto zu Auto, putzen die Scheiben, verkaufen Snacks von Nüssen bis hin zu Burritos, jonglieren Bälle, bieten Erfrischungen wie Getränke und Eis an und so mancher scheut keine Kreativität beim Versuch sein Kleingeld aufzubessern. Riesige Gemälde von Jesus beim letzten Abendmahl wurden zum Verkauf angeboten und etwa 1 Meter große Kruzifixe wurden von Auto zu Auto getragen. Wir hatten unseren Spaß, die Zeit verging wie im Flug und nun sind wir wieder in unserem eigentlichen Reiseland – in den USA.

¡Hasta la vista, México, hasta pronto!

Lennart und Nadine

PS. Hier findet ihr die Mexiko Bilder!



Wüstenfieber in Nevada, Utah & Arizona

12 06 2013

“What happens in Vegas stays in Vegas!” Unter diesem Motto wollen wir die Schilderungen unserer Erfahrungen in Las Vegas mal auf ein Minimum reduzieren und euch verschonen von unseren Alkoholexzessen, Gewaltakten, dem Verfall der Spielsucht, unserer Hochzeit und deren Annullierung und was wir mit dem Tiger, dem Baby und der Tätowierung gemacht haben. Trotzdem haben wir einiges aus Las Vegas zu berichten, dem Disneyland für Erwachsene!

Warum Disneyland für Erwachsene? Am Las Vegas Strip reiht sich ein Casino neben das Andere, die meist unter einem bestimmten Motto laufen. Im Paris Las Vegas findet man den Eiffelturm und den Louvre, das New York, New York befindet sich in Repliken ikonischer Gebäude der Metropole, im Caesar’s Palace fühlt man sich in die Antike versetzt und im Venetian spürt man das romantische Italien. Spaß ist hier das Stichwort, Geld das Instrument dazu.
Kritiker mögen sagen es sei grell, bunt und überzeichnet, sucht- und konsumorientiert, alles schlichtweg künstlich. Es ist schwer etwas dagegen zu sagen, denn es ist überzeichnet, teils überheblich und arrogant, dann wieder billig und schamlos. Doch auch dazwischen findet man etwas und gibt man sich der Stadt und seiner Attitüde für einen Tag hin, können es ein paar lustige Stunden werden.

DSC09265 ‘The Strip’

Unseren Aufenthalt begannen wir ganz untypisch mit shoppen in den großen Premium Outlets. Am Abend ging es mit neuen Schuhen zum großen Seafood-Buffet im Golden Nugget Casino in Las Vegas Downtown. Hier in der Fremont Street findet man das alte Las Vegas, das ursprüngliche Stadtzentrum, das nach dem Bau des Strips an Aufmerksamkeit verlor und uns nun eine rauere Seite zeigte.
Buffets sind in Las Vegas keine Seltenheit: zahlreiche Casinos locken mit großem Angebot in den unterschiedlichsten Preisklassen, man hat die Qual der Wahl. Wir waren mehr als zufrieden mit unserer Entscheidung. Es gab zahlreiche Salate und Früchte, gebratenes und gegrilltes Gemüse, Meeresfrüchte und Fisch, Steaks vom Grill, Suppen, Pizza, Chinesisch und nicht zu vergessen zahlreiche Desserts, von kleinem Gebäck bis hin zu Strawberry Cheesecake. Wir waren im Paradies! Kein Wunder, dass wir es nach unserer Völlerei nur noch ins Hotelzimmer schafften und das Nachtleben noch einen Tag auf uns warten musste.

Am zweiten Tag konnte es dann aber losgehen, mit einem etwas verhaltenen Start. Im Caesar’s Palace und im Bellagio sahen wir lieber erst noch anderen beim Glücksspiel zu und im Paris Las Vegas verzockten wir innerhalb von Sekunden 14 Dollar. Im Cosmopolitan änderte sich aber unser Blatt (vorläufig). Am Black Jack-Automaten gewannen wir ebenfalls sekundenschnell unsere Dollar zurück und ließen es dann, mit einem gesponserten Margarita in der Hand, etwas langsamer angehen.

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Kurz nachdem wir uns wieder von den Automaten trennten, wurden wir von zwei Amerikanern angesprochen. Sie fragten uns, ob wir Interesse an Konzertkarten für The Offspring hätten und drückten uns zwei Karten in die Hand. Wenige Minuten später fanden wir uns tatsächlich auf der Dachterrasse des Cosmopolitan wieder und sahen The Offspring live. Die Location war grandios – Open Air, Blick auf den Strip und den “Eiffelturm”, Palmen und sogar ein Poolbereich! In Las Vegas kann eben alles passieren!

Nun aber genug der Spielerei – es wird wieder gewandert. Ab ging es zum Zion National Park in Utah, wo wir den Angels Landing Trail wanderten. Während Lennart den Aufstieg bis nach ganz oben schaffte, musste Nadine sich bei einem früheren Aussichtspunkt von ihrer Höhenangst geschlagen geben. Das letzte Stück wandert man auf einer 1-3 Meter breiten Felswand, die rechts und links ohne jegliche Absperrung in die Tiefe führt. Für viele braucht es keine Höhenangst um zu kapitulieren, nur einen gesunden Selbsterhaltungstrieb. 😉

DSC09427 Aussicht vom Angels Landing Trail Viewpoint

Die nächste Station war der Bryce Canyon National Park, wo sich uns mal wieder ein fantastisches Naturschauspiel bot. Durch Erosionen, Fluten und Erdbeben formten sich säulenartige Felsformationen, die aus der Erde ragen. Der Queen-/Navajo-Trail gilt als der schönste 3-Meilen-Trail der Welt und wir stellen es nicht in Frage. Es war unglaublich beeindruckend und faszinierend und durchgehend schön zu betrachten. Wir hätten stundenlang wandern können durch das kräftig orangene Gestein, aus denen trockene Pflanzen wachsen, vorbei an den Formationen, die auch mal als Brücke oder Tunnel dienen. Wir schwärmen noch jetzt davon und erinnern uns gerne zurück.

DSC09512 Bryce Canyon Nationalpark – das Amphitheater

Ebenfalls sehr imposant war auch das Monument Valley in Arizona. Aus dem Boden ragen riesige Felsen, die mal einem Elefanten, mal einem Kamel ähneln. Auf einem 17-Meilen-Trail kann man mit dem Auto durch das Valley fahren, zwischen den Felsformationen entlang. Der Weg war unbefestigt, holperig und voller Schlaglöcher, doch er führte hin zu tollen Aussichtspunkten über das Valley.
Vor dieser Kulisse wurden auch bereits einige Hollywood-Filme gedreht, darunter Spiel mir das Lied vom Tod und Easy Rider.

DSC09596 Monument Valley National Park

Unsere letzte Station in dieser Gegend war der Grand Canyon – eine der beliebtesten und berühmtesten Sehenswürdigkeiten der USA. Mit einer Länge von 446km, einer Breite von 29km und einer Tiefe von bis zu 1800 Metern offenbarte sich vor uns eine Schlucht, die ihresgleichen sucht. Stück für Stück grub sich der Colorado River vor Millionen Jahren durch die Gesteinsschichten und formte diese einmalige Schlucht. Auch heute noch tut er sein Werk und das Bild des Canyon verändert sich stetig im Laufe der Zeit.
Wir hielten an diversen Aussichtspunkten und wanderten auf dem Bright Angel Trail  in den Canyon hinein sowie anschließend auch ein Stück am Rand entlang. Insgesamt müssen wir aber zugeben, dass uns andere Nationalparks hier besser gefallen haben. Der erste Blick auf die gigantische Schlucht war zwar einzigartig, doch dann blieb das Landschaftsbild eher gleich. Trotzdem – den Grand Canyon hätten wir nicht missen wollen.

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Die letzten Tage waren recht anstrengend: das heiße Wetter, die vielen Wanderungen, die langen Autofahrten. Wir werden uns nun im angenehm sonnigen Kalifornien wieder etwas entspannen! 🙂

Liebe Grüße nach Deutschland,

Nadine und Lennart

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Der wilde Norden Kaliforniens

6 06 2013

Von den schneebedeckten Bergen ging es zurück ans Meer, der Redwood National Park wartete auf uns. Die gigantischen Küstenmammuthbäume wollten wir uns nicht engehen lassen, schließlich sind es einige der höchsten Bäume der Welt. So schlemmten wir uns erst durch den Farmer’s Market in Crescent City, dann fuhren wir durch den Nationalpark, Köpfe nach hinten gestreckt, und bewunderten die bis zu 100m in die Höhe wachsenden Giganten. Wir wanderten auf verschiedenen Pfaden durch das Unterholz und kamen schließlich am Big Tree Wayside an, einem der mächtigsten Bäume des Parks. Mit seinen knapp 96m Höhe und sage und schreibe 7m Durchmesser stach er deutlich aus der Masse heraus.

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Vom Redwood aus ging es wieder ins Landesinnere. Wir machten in einer charmanten Kleinstadt namens Weaverville Halt und verbrachten dort die erste Nacht in einem Motel. Nach einigen Nächten im Auto war das eine himmlische Erfahrung. Außerdem gab es dort in einem Restaurant für Lennart die besten Spare Ribs seines Lebens, geräuchert und perfekt gegrillt – ein Traum!
Bis Weaverville hatten wir ehrlich gesagt nur wenig bis gar keine netten Kleinstädte in den USA finden können. In kleineren Orten liegt der Hund begraben und leider sind sie auch äußerlich eher unattraktiv. Größere Städte hingegen protzen mit ganzen Straßenmeilen voller Fast Food-Ketten. Während uns das anfangs eher abschreckte, bedeutet das große, gelbe ‘M’ aus der Ferne für uns nun Zivilisation und Einkaufsmöglichkeiten. Nach stundenlangen Autofahrten durch die Wildnis oft eine große Freude!

Als Nächstes stand der Lassen Volcanic National Park auf dem Plan, ein Park gespickt mit Geysieren, brodelnden Schlammlöchern und Vulkanen. Leider mussten wir kurz vor Erreichen des Parks feststellen, dass große Teile aufgrund eines Brückenbaus gesperrt waren. Wir umrundeten den Park, anstatt ihn zu durchfahren, und machten uns auf den Weg zum Lake Tahoe, ein tiefblauer See auf einer Höhe von etwa 1900m. Wir relaxten am King’s Beach und genossen die Aussicht während der Autofahrt entlang der Straße, die im Westen am Ufer entlang führte.

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Am kommenden Tag gab es etwas ganz Neues für uns: eine Geisterstadt! Bodie wurde in den 1860ern als Goldgräberstadt genutzt, jedoch nicht mit dem besten Ruf. An seinem Höhepunkt gab es hier auf ~10.000 Einwohnern nur zwei Kirchen, aber um die 65 Kneipen. Der Trunkenzustand führte zu hoher Kriminalität und allabendlichen Schießereien. Nach einem großen Brand im Jahr 1932 verließen fast alle Einwohner die zerstörte Stadt, wovon nur etwa 10% erhalten blieb.
Die Besichtigung war super interessant. Beim Historic Talk eines Rangers erfuhren wir alle Hintergründe und die Geschichten um die alten, verwitterten Holzhäuser waren sehr eindrucksvoll. Einiges konnte man von innen besichtigen, zB. ein altes Wohnhaus oder eine Kirche. Am Haushaltswarenladen drückten wir uns die Nase an den Fensterscheiben platt, im Sand lagen Scherben und Nägel aus alten Zeiten. Es war ein sehr faszinierender Besuch und es ist kaum vorzustellen, dass tatsächlich alle Ranger dort so isoliert während der Besucherzeit im Sommer leben.

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Nach einem kurzen Stopp am Mono Lake machten wir uns endlich auf den Weg zu einem lang herbeigesehnten Ziel: der Yosemite National Park: riesige Granitfelsen, Wasserfälle, wilde Tiere, wunderschöne Landschaften zeichnen den Park aus. Wir fuhren zum touristischen Tunnel View und warfen einen Blick auf El Capitan und Half Dome, die beiden bekanntesten Granitfelsen des Parks. Wir fuhren zum Yosemite Fall, dem höchsten Wasserfall der USA, und auch zum bekannten Bridalveil Fall,  der sich seinen Ruhm vielleicht durch seine gute Zugänglichkeit verdient. Für uns hat sich der Besuch aber sehr gelohnt, denn auf dem Weg dorthin sahen wir einen Bären in freier Wildbahn! Ganz gemächlich trottete er auf der anderen Seite des Flusses durch den Wald und ließ sich nicht stören von der Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde.

DSC08870Blick vom Tunnel View

Wir übernachteten auf einem der Campingplätze und brachen am nächsten Morgen früh auf. Das Auto wurde stehen gelassen, Wanderschuhe wurden angezogen, der Rucksack gepackt und los ging es mit einer vorerst kleineren Tour zum Mirror Lake, wo sich die Felsen des Nationalparks in einem klaren Wasserpool spiegeln. 
Dann fuhren wir mit dem Shuttle Bus zum Mist Trail, dem wohl beliebtesten Wanderweg des Parks. Auf sehr steilem Weg und unter sommerlicher Hitze kletterten wir auf nass-rutschigen Felsen und Stufen ein Sütck den Half Dome hinauf, vorbei am beeindruckenden Vernal Fall, bis hin zu seinem Ursprung. Dabei wurden wir durchgehend von neugierigen Verwandten der Eichhörnchen begleitet. Die Aussichten vom Kopf des Wasserfalls und während der Wanderung waren spektakulär. Die riesigen Wassermassen entluden sich in einem strömenden, reißerischen Fluss, der durch die Luft wirbelnde Wassernebel zauberte dabei einen schönen Regenbogen.

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Nach einer kurzen Pause wanderten wir weiter bis zum Fuße der Nevada Falls, von wo aus wir uns auf den Rückweg machten. Wir wählten den Weg über den Clark Point, für den noch einmal 200 Höhenmeter überwunden werden mussten, der aber einen fantastischen Ausblick über Yosemite Valley bot. Endlich kamen wir nach über 4 Stunden Wanderung schwitzend, keuchend und zufrieden bei unserem Auto an. Es war ein tolles Erlebnis!

Unser letztes Ziel in Kalifornien hieß Death Valley National Park. Per Auto ging es durch die Wüste, durch zerklüftete Steinlandschaften und Schluchten, vorbei an Salzseen, Kakteen und Sanddünen. Die Temperaturen lagen bei knapp unter 50 Grad Celsius, die Klimaanlage lief auf Dauerbetrieb und wurde zur rettenden Zuflucht nach kleinen Exkursionen durch die Wüste. So kletterten wir kurze Strecken auf dem Mosaic und dem Golden Canyon, erreichten den tiefsten Punkt der USA (-89m) in Badwater, zählten Salzkristalle im Devil’s Golf Course und nahmen Kunstunterricht beim Artist’s Palette Drive.

DSC09189 Overview Blick vom Zabriskie Point

Keine Frage, Death Valley ist aufgrund der hohen Temperaturen und seinen Felsformationen ein Erlebnis der ganz anderen Art. Wir haben bisher auf unserer Reise nichts Vergleichbares gesehen und das macht es natürlich zu etwas Besonderem.

Nun nehmen wir erst einmal Abschied von Kalifornien, wenn auch nicht für lang. Der erste Teil Kaliforniens (der Norden, die Eastern Sierra und die Sierra Nevada) war definitiv anders als erwartet. Fast durchgehend befindet man sich hier auf etwa 2000-2500m Höhe. Kalifornien ist somit weitaus gebirgiger als gedacht, aber auch einsamer und wilder. Das Bild von Kalifornien, das wir im Kopf haben, könnte wohl eher auf den Süden zutreffen.

Nun aber erst einmal liebe Grüße aus dem heißen Nevada!

Nadine und Lennart

PS. Hier gibts neue Bilder aus Kalifornien!



Klimakarussell in Oregon

31 05 2013

Die Grenze zwischen Washington und Oregon wird zu einem großen Teil durch den Columbia River festgelegt. An diesem Fluss führt auf der Seite Oregons der Historic Columbia River Highway entlang, mit Blick auf den Staat Washington. Der Weg führt an tollen Aussichtspunkten vorbei wie dem Women’s Forum Overview oder dem Crown Point, und zahlreiche Wasserfälle warteten auf uns. Wir sind dank Laos schon sehr von Wasserfällen verwöhnt, doch der Multnomah Waterfall wusste zu gefallen. Das Wasser stürzt aus einer betrachtlichen Höhe von ca. 190m in zwei Stufen die Klippen hinunter, auf halbem Weg sorgt eine alte Brücke für besonderen Charme.

DSC07851Blick auf den Columbia River vom Women’s Forum Overview

Der Highway beginnt und endet nahe Portland, Oregons größter Stadt. In Nordamerika sind die Steuern bei Verkaufswaren noch nicht im Preis inbegriffen und manches Mal wird man an der Kasse überrascht, wie sich das summieren kann – nicht jedoch in Oregon. Dieser Bundesstaat hat keine Verkaufssteuern und somit war der perfekte Augenblick gekommen shoppen zu gehen. So dachten wir, striffen durch zahlreiche Läden und probierten unzählige Klamotten an, doch gefunden haben wir nichts, außer zahlreiche Katastrophen. Selbst Läden wie H&M haben uns im Stich gelassen. Nun gut, dann also ab zu den alternativen Food Trucks für einen Becher à la Mexiko und der Tag war gerettet.

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Gegen Abend waren wir durch Couchsurfing bei einer amerikanischen Familie zum Dinner eingeladen. Es gab Lachs mit Pesto, gebackene Kartoffeln, Knoblauch-Olivenbrot und eine Art Ceasar Salad. Außer uns waren noch drei andere Couchsurfer aus Schottland dort und wir wurden von der Familie eingeladen bei ihnen zu übernachten. Nach 2 Nächten im Auto war das natürlich genau das Richtige und wir fuhren am nächsten Tag erst gegen Mittag wieder weiter zur Oregon Coast im Westen des Landes.

Dort erwartete uns direkt ein wunderschöner Strand am Cannon Beach. Felsen ragten aus dem Wasser, das Wetter war sonnig, aber kühl, der Sand weich, aber fest. Es war wunderschön dort und die Vorfreude wuchs, für 2 Tage und 180 Meilen (~290km) die Küste entlang zu fahren. Die ersten 80 Meilen waren etwas eintönig, trotz des Coast Highways bekamen wir die Küste nur selten zu sehen. Doch ab Lincoln City änderte es sich schlagartig – ein perfekter Strand folgte dem Nächsten, vom Highway gab es atemberaubende Ausblicke, Leuchttürme und Klippen ragten am Morgen aus dem Nebel. Und das Beste ist: die Strände sind (abgesehen vom Cannon Beach) alle menschenleer! Die oft kühlen Temperaturen, die Regengefahr und das eiskalte Wasser verhindern Touristenströme. Wir freuen uns darüber, denn wann hat man schon mal solche Traumstrände für sich allein?!

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Cannon Beach                                             South Beach – wirklich ganz allein!

Gegen späten Mittag wurde es Zeit, sich wieder ins Innere des Landes zu begeben. Unser Ziel sollte der Crater Lake Nationalpark sein. Wir wählten dafür die schönere Strecke entlang des North Umqua Rivers, ein tiefblauer, kristallklarer Fluss, der sich durch Wälder und Gebirge und über Stromschnellen schlängelt. Hier fischten ursprünglich angesiedelte Indianerstämme und mehrere Wasserfälle kann man auf seinem Weg besichtigen. Wir wanderten zum Toketee Waterfall und es verschlug uns die Sprache. Das Wasser plätchert zweistufig aus einer Höhe von 38 Metern in den North Umpqua River, umgeben von Wäldern und bemoosten Basaltsäulen. Basalt ist ein Vulkanit; es entsteht durch austretendes Magma aus dem Erdinneren, das an der Oberfläche erkaltet und erstarrt. Die säulenartige Formation ensteht zumeist durch eine verzögerte Abkühlung. Wieder einmal standen wir vor einem faszinierenden Schaubild der Naturkräfte.

DSC08287 Toketee Waterfall

Das Highlight des Tages und eines unserer gesamten Reise sollte aber erst noch kommen: der Crater Lake Nationalpark. Standen wir morgens noch mit Flip Flops am sonnigen Strand und wanderten wir nachmittags noch durch dichte Wälder, so standen wir gegen frühen Abend in unseren Sommerschuhen tief im Schnee. Die kühleren Temperaturen deuteten sich langsam durch vereinzelte Schneeblöcke an, nach einer etwa 5 Minuten langen Autofahrt war der ganze Nationalpark von einer dicken, blütenweißen Schneedecke überzogen.
Der Crater Lake ist ein See im Krater des Vulkans Mount Mazama, bestehend aus Regen- und Schmelzwasser. Er ist der tiefste See des Landes, weist die beste Wasserqualität Nordamerikas auf UND es ist die pure Schönheit!
Unser erster Blick auf den Crater Lake wird unvergesslich bleiben. Ein riesiger, tiefblauer See, umgeben von einer im Schnee liegenden Bergkette, lag vor uns. Das tiefblaue, spiegelglatte Wasser ließ Berg und Spiegelbild ineinander verschmelzen und die tief stehende Sonne ließ alles im schönsten Licht erstrahlen, der Schnee um uns herum glitzerte. Es kam so unerwartet und minutenlang beschränkte sich unser Vokabular auf ‘wow’, ‘boah’ und ‘krass’, denn wir haben wohl nie etwas Schöneres gesehen und (leider) kann auch kein Bild der Welt diese Landschaft einfangen. Wir haben es aber natürlich versucht.

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Crater Lake im gleichnamigen Nationalpark

Zum Abschluss bauten wir noch einen Schneemann, beobachteten einen grauen Fuchs, wie er durch die Winterlandschaft streifte und ließen noch einmal den unglaublichen Tag Revue passieren, an dem wir selbst erlebten, in wie kurzer Zeit man sich in ganz verschiedenen Landschaftsbildern und Klimazonen befinden kann.

Oregon ist ein fantastischer Bundesstaat, die United States wissen bisher zu überraschen und wir sind nun aufgeregt, was uns noch erwartet!

Bis bald,

Lennart und Nadine

PS. Endlich gibts auch die ersten Bilder aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten – hier!