Faule Eier, Stadt- und Meeresluft – Von Rotorua nach Auckland

5 05 2013

Im Zentrum der Nordinsel schiebt sich eine Erdplatte langsam unter eine andere, was enorme Mengen unterirdischer Wärme (Geothermie) erzeugt. In diesem Zentrum liegt die Stadt Rotorua, die eine der höchsten geothermischen Aktivitäten der Welt aufweist. Das heißt: hier findet man siedende Schlammlöcher, heiße Quellen, dampfende Landschaften und spritzige Geysire und in der Luft liegt ein Schwefelgeruch, der einen nur zu gut an faule Eier erinnert.

All das erlebten wir hautnah im Wai-O-Tapu, ein Thermalgebiet, das übersät ist mit kollabierten Kratern und dessen Landschaft und Seen von bunten Farben geprägt sind, die durch verschiedene Mineralien wie zum Beispiel Schwefel oder Permanganat entstanden sind. Morgens um 10:15 erlebten wir den Ausbruch des Lady Knox Geysir und wir verbrachten anschließend mit Leichtigkeit einige Stunden zwischen den farbigen Seen, tiefen Kratern und kochendem Schlamm. Besonders beeindruckend fanden wir die durch Mineralien bunt gefärbte Artist’s Palette und den angrenzenden kochend heißen Champagnerpool. Insgesamt war diese Entdeckung der Erdkräfte ein wirklich sehr besonderes Erlebnis für uns.

DSC06331 Artists PaletteArtist’s Palette und Champagnerpool

DSC06303 Lady Knox Geysir

Es folgte anschließend das Kontrastprogramm. Wir flohen vor dem Schwefelgeruch und genossen die frischen Meeresbrisen an der Bay of Plenty. Diese Bucht ist gesäumt von schönen Sandstränden und die Sonne hätte zu dieser Zeit nicht schöner scheinen können. Besonders friedlich wirkte der weißsandige Papamoa Beach, doch auch auf der Halbinsel Mount Maunganui ließ es sich gut ein paar Stunden aushalten. Dieser über 230 Meter hohe ‘Mount’ ist der Überrest eines alten Vulkankegels und dominiert optisch die Halbinsel, die an die nette Stadt Tauranga angrenzt.

DSC06447  Papamoa Beach

Nun wurde es auch schon Zeit nach Auckland zu reisen. Gegen Abend erreichten wir unser Ziel und lernten Helen, eine weitere Tochter Christianes, kennen. Sie studiert hier in Auckland Medizin und wir konnten bei ihr in der 5er WG übernachten. Noch am selben Abend haben wir einen großen Spaziergang durch die Stadt gemacht, vorbei an einem Fest in der so genannten K-Road, eine der Hauptstraßen Aucklands, und bekamen so einen ersten Eindruck von der größten Stadt dieses Landes. Hier wohnen ein Drittel aller Neuseeländer und somit ist es nicht zu vergleichen mit all den anderen recht klein gehaltenen Städten, die wir hier gesehen haben. Lediglich Wellington hatte noch Großstadtcharakter.

Am nächsten Morgen haben wir schweren Herzens unseren Campervan beim Mietwagenverleih abgegeben, bevor wir wieder mit Helen die Stadt unsicher machten. Ein Besuch auf dem 328m hohen Sky Tower durfte dabei natürlich nicht fehlen! Vom Aussichtspunkt konnte man sogar ein paar Wagemutigen beim Bungee Jumping zusehen, wir nahmen aber doch lieber den Fahrstuhl.

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Die Tage in der WG waren sehr schön. Zum Abschied haben wir für Helen Spinatlasagne gemacht und sie in die deutsche Fernsehkultur eingeweiht. 😉 Nun ist unsere Zeit in Neuseeland schon vorbei und es hat uns unglaublich gut gefallen! Die Landschaft hier ist atemberaubend, das Land ist duch seine vielen Informationszentren sehr einfach zu bereisen und die Kiwis sind ein wunderbar freundliches und hilfsbereites Volk. Lediglich die kleineren Städte übten nur selten einen besonderen Charme aus, das kulturgeprägte Wellington stach für uns aus allen anderen Städten klar hervor. Doch die Städte spielen generell nur die Nebenrolle – es war die Natur, die uns hier rief, und die übertraf alle Erwartungen. Dieses Land bietet so viel und obwohl alles auf relativ kleinem Raum stattfindet, konnten wir doch lange nicht alle für uns interessanten Plätze bereisen.

Folglich sagen wir Neuseeland nicht “Lebwohl”, sondern rufen optimistisch “Auf Wiedersehen”!

Lennart und Nadine

PS. Die (fast) komplette Neuseeland-Fotogalerie könnt ihr nun hier einsehen. Zwei bis drei Fotos von Auckland werden in Kürze folgen.



Stadt, Strand, Meer, Wald, Vulkane, Felder – von Wellington zum Lake Taupo

28 04 2013

Hach, was für schöne Tage wir hier bereits auf der Nordinsel hatten – nun auch wieder bei etwas mehr Sonnenschein. In Wellington wurden wir direkt an der Fähre von Christiane und ihrer Tochter Alex abgeholt und lernten dann auch bald ihren Mann Alastair kennen. Für die nächsten drei Nächte durften wir das Gästezimmer in Beschlag nehmen und wurden mit Curry, Nudelauflauf, Salat und Pizza verwöht. Es gab Kaminfeuer im Wohnzimmer und morgens eine schöne Dusche – drei Tage Pause von der Schludrigkeit. 🙂 Es war auch einfach sehr schön mal wieder von anderen Menschen umgeben zu sein und so richtig zu quatschen!

Wellington ist eine klasse Stadt! Das kulturelle Angebot ist unglaublich und sie bieten (fast) alles kostenfrei an! Wir besuchten das Nationalmuseum Te Papa, schlenderten durch die Shoppingstraße Cuba Mall, spazierten mit Eis in der Hand am Hafen entlang, besuchten das Museum of Wellington, wanderten mit Christiane und Hund Nyla durch den Wald, fuhren mit dem berühmten Cable Car, machten eine Führung durch das Parlament und gingen in der City Gallery auf eine sehr abgefahrene Asienreise, die die Ausstellung Asia on the Move bot.

DSC05676 Aussicht auf Wellington und das Cable Car

Die Hauptstadt Neuseelands ist lebendig, voller aufgeweckter Menschen und einem großen Angebot an Theaterstücken, Opern und Ballett. Es ist definitiv eine Stadt, in der man sich gut vorstellen könnte zu leben.

Doch für Sesshaftigkeit ist keine Zeit. Wir nahmen Abschied und fuhren die Kapiti Coast entlang. Die Fahrt, die zum großen Teil am Meer entlangführte, war sehr schön und wir machten Halt in mehreren kleinen Städten, kämpften mit Möwen um unsere Sandwiches und tanzten am weitläufigen Otaki Beach. 🙂

DSC05789 Otaki Beach

Wir übernachteten wieder auf einem der DOC-Campingplätze und nachts tobte ein übler Sturm. Am nächsten Morgen fanden wir die Ausfahrt versperrt. Ganze Bäume waren dort umgefallen und hatten auch das Toilettenhäuschen zerstört. Den Campingplatz umrahmte ein Graben und so saßen wir erst einmal fest. Glücklicherweise kannte eine vorbeispazierende Frau einen Farmer in der Nähe, der schon recht bald mit Kettensäge und Trecker zur Hilfe eilte. Gemeinsam mit anderen Reisenden räumten wir die Straße auf und nach gerade einmal einer Stunde war die Straße wieder passierbar.

Den Rest des Tages verbrachten wir zum großen Teil im Auto. Der Mt Taranaki war das Ziel und bis dorthin war es eine recht weite, aber auch sehr schöne Strecke zu fahren. Als wir gegen späten Nachmittag dort ankamen verdeckten schwere Wolken den über 2500m hohen Vulkan, der vor gut 160 Jahren das letzte Mal ausbrach. Wir verweilten in Stratford und geduldeten uns bis zum nächsten Morgen, und wir hatten Glück! Der Himmel war klar, die Sicht fantastisch und der Vulkan thronte erhaben am Horizont. Weiter oben fegte allerdings ein so eiskalter Wind, dass wir uns kaum längere Zeit außerhalb des Autos aufhalten konnten. Doch der Ausblick war überwältigend!

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Überwältigend war auch die Landschaft bei unserer anschließenden Autofahrt. Wir machten uns auf den Weg zum Lake Taupo und wählten dafür den Forgotten World Highway, eine einsame Straße, die sich auf rund 150km durch sanft geschwungene Hügellandschaft und Wälder zieht. Das Grün der Wiesen, die Einsamkeit und die ruhig grasenden Kühe und Schafe strahlen eine Friedlichkeit aus, wie sie schwer zu finden ist. An jeder Ecke hätte man die Kamera am Liebsten wieder hervorgeholt und so brauchten wir am Ende auch um die 6 Stunden für den Highway, inklusive einem Tee-Stopp in Whangamomona, eine Stadt, die sich 1989, nach Streitigkeiten mit der lokalen Regierung, selbst zur eigenständigen Republik ausgerufen hat. Die Strecke war landschaftlich die Schönste, die wir hier in Neuseeland zurückgelegt haben. Wir können nur davon schwärmen!

DSC05985 Republik Whangamomona

Der Highway endete kurz vor Turangi, einer Stadt nahe dem Lake Taupo. Wir wanderten den Tongariro River Trail, vorbei an in allen Farben leuchtenden Bäumen und Fischern, die knietief im Wasser auf große Fänge warteten. Von dort aus fuhren wir in die Stadt Taupo, wo wir etwas mehr Zeit am See verbrachten. Der Lake Taupo ist der größte See in Neuseeland und hat in etwa die Fläche von Singapur. Er entstand durch eine Vulkanexplosion, in dessen Krater sich anschließend das Wasser sammelte. Hier konnten wir Quiche essen, bummeln, am See spazieren und Lennart schoss auf ziemlich ansehnliche Weise ein paar Golfbälle ins Wasser, die im besten Fall auf einer kleinen schwimmenden Plattform gelandet wären. Das bereitete allerdings auch erfahrenen Golfspielern Schwierigkeiten.

DSC06062 Tongariro River Trail

So vergeht hier die Zeit und wir nähern uns den letzten Tagen in Neuseeland. Außerdem sind es jetzt auch nur noch 2 Monate bis zu unserem Rückflug.

Genießt den kommenden Sommer!

Lennart und Nadine

PS. Zur Fotogalerie geht es wie immer hier !



Im Norden der Südinsel – von Hokitika nach Picton

21 04 2013

Nach unserer Wanderung auf dem Eis wurde es mal wieder Zeit für ein bisschen Sonne, und die schien die nächsten Tage bei schönstem Herbstwetter. Wir fuhren die Westküste entlang nach Hokitika, wo sich alles um Glasbläsereien und Jade-Steine dreht. Wir haben eine Führung durch eine Jade-Factory mitgemacht und uns den schönen fertig gestellten Schmuck angesehen.

Von dort aus ging es nach Greymouth, wo sich die Monteith’s Brewery befindet, also eine Bierbrauerei. Auch dort haben wir eine Führung gebucht, auf die wir eigentlich 4 Stunden hätten warten müssen. Da wir so viel Zeit leider nicht aufbringen konnten, haben uns die netten Angestellten einfach eine Privattour ermöglicht und wir wurden doch noch eingeweiht in die Geheimnisse der neuseeländischen Bierbrauerei. Am Ende der Führung gab es ein super leckeres Bier mit Aprikosen-Geschmack und anschließend durften wir uns durch 3 weitere Biersorten probieren. So saßen wir gegen 12 Uhr mittags in der Kneipe, tranken unsere Freibier und aßen die weltbesten Pommes. Danach gab es erst einmal ein Mittagsschläfchen. 😉

Unsere nächste Station war Westport. Die Strecke dorthin an der Küste entlang war wirklich wunderschön: blaues Meer, tosende Wellen, hohe Klippen, aus dem Wasser ragende Felsen. Vorbei ging es auch an den Pancake Rocks. Wie der Name schon sagt sieht die Struktur der Steine so aus, als hätte man viele kleine Pfannkuchen aufeinander gelegt.

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Einen weiteren Zwischenstopp machten wir an einer Bucht nahe Westport, wo sich ganzjährig Robbenkolonien aufhalten sollen. Tatsächlich! Wir konnten sie dabei beobachten wie sie auf den Felsen faulenzten, auf drollige Art über die Steine sprangen, wie sie miteinander spielten und schwammen. Es war ein sehr friedlicher Anblick und kaum vorzustellen, wie diese Tiere noch vor nicht all zu langer Zeit aufgrund ihrer Haut bis aufs Äußerste gejagt wurden.

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In Westport selbst gab es dann nicht so viel zu entdecken und wir fuhren in die höchsten Regionen der Südinsel. Leider begann hier auch eine anhaltende Regenphase und so konnten wir nur eingeschränkt die Golden Bay in Takaka genießen. Richtig schön waren aber die Te Waikoropupu Springs, genannt Pupu Springs, die größten Süßwasserquellen Neuseelands. Die Quellen stoßen 14.000 Liter die Sekunde aus dem Boden und sind von religiöser Bedeutung für die Maori, das indigene Volk Neuseelands. Außerdem gilt das Wasser als das klarste zugängliche Wasser der Welt. Tatsächlich konnten wir trotz einer Tiefe von knapp 3 Metern bis auf den Grund blicken und Meerespflanzen in ihrer ganzen Struktur erkennen – total schön!

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Am Abend kuschelten wir uns in die alten Sofas im kleinen Programmkino in Motueka und sahen den französischen Film Rust and Bone mit englischen Untertiteln, die wir auch bitter nötig hatten. 😉

Als wir am nächsten Morgen unseren Campingplatz verlassen wollten, ließ sich unser Stromkabel nicht von unserem Camper trennen. Wir zogen und zogen, doch auch unter Hilfe passierte nichts! Unter Vereinbarung mit unserem Autovermieter haben wir eine Elektrofirma angerufen, die binnen weniger Minuten zur Stelle war. Es wurde gezogen, geschraubt, geklopft, irgendwann sogar gebohrt und endlich hatten wir den Übeltäter von der Steckdose befreien können. Die Plastikummantelung des Steckers war mit dem Metall der Steckdose verschmolzen. Die Kosten übernimmt die Autovermietung, den Seitenspiegel, den Lennart wenige Tage später demoliert hat, muss allerdings unsere Versicherung tragen. 😉

Der viele Regen hinderte uns leider auch an einer langen Tour durch den Abel Tasman National Park. Wir wagten uns nur an eine kurze Wanderung, kamen in einen heftigen Regenschauer und sind dabei vollkommen durchgenässt. Damit steht fest, wir müssen noch einmal wiederkommen!

DSC05417 Abel Tasman NPAbel Tasman Coast Track

Den nächsten Tag verbrachten wir ganz entspannt in Nelson, ein nettes Städtchen, wo sich der Juwelier Jens Hansen befindet, der den Ring für den Film Herr der Ringe angefertigt hat. Oder besser gesagt: DIE RingE. Insgesamt wurden nämlich 40 Exemplare in verschiedenen Größen für den Film benötigt.

Wir fuhren zum Marlborough Sound und wanderten ein Stück auf dem berühmten Queen Charlotte Track bevor wir nach Blenheim fuhren und uns dem Marlborough Wine Trail hingaben. Das heißt, wir fuhren von Weingut zu Weingut, testeten deren Sauvignon Blanc, Pinot Noir, Pinot Gris und andere Weine und fühlten uns besonders beim Spy Valley gut aufgehoben. Wir werden in Deutschland nach ihren Weinen Ausschau halten.

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In Picton endete unsere Reise über die neuseeländische Südinsel. Wir befinden uns nun auf der Fähre nach Wellington, wo uns die Schwester von Freunden von den Eltern von ner Freundin erwartet. Klingt kompliziert? Wir freuen uns aber total darauf, (fast) bekannte Gesichter zu sehen.

Liebe Grüße,

Lennart und Nadine

PS. Hier könnt ihr euch alle Bilder der Südinsel ansehen.



Bis in die eisigen Höhen – von Queenstown zum Franz Josef Glacier

12 04 2013

In der Adrenalinstadt Queenstown kann man einfach alles machen was den Puls höher schlagen lässt: Bungee-Jumping, Fallschirmspringen, Paragliding, Jetboat fahren, die Liste geht lange so weiter. Lennart und Nadine – die Extremsportler!? Hmm, wohl eher nicht. Wir blieben schön auf dem Boden und genossen trotzdem die schöne Stadt am See mit dem netten Park, den kleinen Geschäften, Cafés und Fish ‘n Chips Imbissen. Immer mal wieder schielten wir Richtung Himmel zu den Wagemutigen, doch wir lassen es uns noch offen ob und an was wir uns wagen werden. Queenstown mag vielleicht die bekannteste Stadt für Extremsportarten sein, doch die Einzige ist es gewiss nicht.

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Von Queenstown aus fuhren wir für einen richtig netten Nachmittag in die Kleinstadt Arrowtown. Hier besichtigten und informierten wir uns über das Chinese Village, ein vom Rest der Stadt isoliertes Goldgräberdorf chinesischer Auswanderer in Neuseeland, tranken Apple Cider in einem netten Pub und sahen uns den Film Silver Linings Playbook im Kino Dorothy Brown an, ein richtig schnuckeliges Programmkino mit Käseplatte und Weinangeboten statt Popcorn und Cola. Der Film ist übrigens auch sehr zu empfehlen!

Am nächsten Tag machten wir uns auf nach Wanaka, wo wir den Lake Diamond Track wanderten. Es ging ganz schön steil bergauf, doch die Aussicht über den Lake Wanaka und den Lake Diamond entschädigte für alles. Hinterher gab es heiße Zitrone, Mandel-Karamellkuchen und ein kaltes Bier für Lennart und schon neigte sich auch dieser Tag wieder dem Ende zu.

DSC04777 Ausblick auf den Lake Wanake und Lake Diamond

Über den sogenannten Haast-Pass ging es an die berüchtigte Westküste, vorbei an zwei Wasserfällen und dichten Wäldern. Wir nahmen einen 100km Umweg in Kauf um Kolonien von Dickschnabelpinguinen in der Jackson Bay zu sehen und um dort in einem Wohnwagen fangfrischen Fisch zu essen. Das Restaurant hatte geschlossen und von Pinguinen keine Spur! Lediglich ein Schwarm Möwen zog seine Kreise über den kleinen Fischerbooten im tiefblauen Wasser. Zwischendurch glaubten wir sie spotten zu hören.

Am Fox Glacier hatten wir dann noch einmal einen einmaligen und wunderbaren Tag. Wir haben eine Tour auf den beeindruckenden Eisstrom gebucht und sind mit Klettereisen unter den Füßen über den Gletscher gestapft. Dieser bewegt sich durch die darauf einwirkenden Eismassen am Tag bis zu 3 Meter Richtung Tal. Da er aber auch immer weiter schmilzt wird er dort wohl nie ankommen.

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Im gleichen Nationalpark wie der Fox Glacier befindet sich auch der Franz Josef Glacier. Hier sind wir zu einem Aussichtspunkt gewandert und haben uns den Gletscher aus etwa 200m Entfernung angesehen. Die Eismassen sind so beeindruckend und man mag nicht glauben wie viel Schmelzwasser davon ausgeht, doch der vom Berg abfließende strömende Fluss gibt einen Eindruck davon.

So waren unsere Tage in Neuseeland weiterhin friedlich und ereignisreich und wir werden uns in den nächsten Tagen immer weiter Richtung Norden bewegen.

Alles Liebe vom anderen Ende der Welt,

Lennart und Nadine



Into the Wild – von Christchurch nach Queenstown

7 04 2013

“Auf der Südinsel Neuseelands ist es egal wo ihr hinfahrt, dort ist es überall schön!” Diese Worte gab uns Dagmar in Thailand mit auf den Weg und wir wagen es mal, dieses schon jetzt zu bestätigen, auch wenn es Ostersonntag bei unserer Ankunft in Christchurch erst nicht ganz so schien. Die Stadt soll mal viel hergemacht haben, doch seit dem 22. Februar 2011 ist sie nicht wieder zu erkennen. An diesem Tag zerstörte ein großes Erdbeben den Kern der Stadt, darunter den beliebten Cathedral Square und das große Einkaufszentrum. Über zwei Jahre ist es nun her und noch immer liegt viel in Trümmern, Bauarbeiten erschweren den Verkehr und die Einwohner warten auf den Fortschritt der Restaurierungen. Das Zentrum bildet nun eine Ansammlung von Containern, in denen sich kleine Shops, Cafés und Imbisse befinden. Am Ostermontag tummelten sich dort viele Menschen und das so genannte Re-Start Viertel strahlt eine große Gemütlichkeit aus.

DSC04174 Die beeindruckende Christchurch Cathedral 2 Jahre nach dem Erdbeben

Am 02. April konnten wir unseren lang herbeigesehnten Campervan abholen. Die Übergabe lief etwas chaotisch und wir bekamen für die ersten Stunden übergangsweise einen Mietwagen. Um keine Zeit zu verlieren ging es direkt zur wunderschönen Halbinsel Banks Peninsula, die bei zwei Vulkanausbrüchen entstanden ist. Um den Rand sind viele kleine Buchten und Häfen. Es verschlug uns in das kleine französisch wirkende Städtchen Akaroa, wo wir uns an den See setzten und die Herbstsonne genossen. Gegen Abend holten wir unseren Campervan ab, erledigten einen ersten großen Einkauf und machten es uns darin gemütlich. Dank eines free upgrade ist das gute Gefährt gerade einmal fünf Jahre alt und stiehlt hier vielen anderen Campervans die Show. 🙂

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Wir haben nun schon um die 1000km hinter uns gebracht und es ist nicht zu beschreiben wie wunderschön die Landschaft hier in Neuseeland ist. Man wird nicht müde vom Auto fahren: an den Straßen winden sich Hügel und Berge, dann überblickt man wieder weite Felder mit Schafen, Kühen und Rehen, kilometerlang fährt man an tiefblauen Seen vorbei, in der Ferne kann man die dichten Wälder erahnen. Und zwischen all dem Schönen eingebettet findet man dann plötzlich etwas noch Schöneres, wie zum Beispiel den Rakaia River, ein Fluss, so türkisblau, dass man es nicht glaubt bis man ihn selbst gesehen hat.

DSC04236 Rakaia River 
Für den Nachmittag war eine Wanderung am Mount Somers geplant, doch gerade angekommen begann der Regen und dieser prasselte uns noch in den Schlaf. Unser erster kompletter Regentag auf der Reise! Am nächsten Morgen war kein Wölkchen mehr am Himmel und wir machten uns auf zum Peel Forest, wo wir beim Big Tree Walking einen Baum mit 9 Metern Umfang umarmten und wo wir vom Neuseelandfächerschwanz verfolgt wurden, ein aufgewecktes neuseeländisches Vögelchen.
Anschließend ging Lennart noch die Wanderung zu den Ackland Falls, Nadine kämpfte ein bisschen mit einer Erkältung und verzog sich nach halben Weg in die Sonne zum Lesen.

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Weiter ging die Fahrt zum Lake Tekapo, ein See in leuchtend türkis, wie wir es auch schon beim Rakaia River gesehen hatten. Die Farbe lässt sich auf das ‘Gesteinsmehl’ zurückführen, das bei der Aneinanderreibung von Steinen enstand und sich mit dem Schmelzwasser der Gletscher vermischte. Der See ist umgeben von Hügeln und Bergen und in der Nähe findet man eine hübsche, kleine katholische Kirche. Wir haben lange vor dieser wundervollen Kulisse gesessen, zu Abend gegessen und haben dort auch unser Nachtlager aufgeschlagen, bevor es am nächsten Tag weiter zum Mt. Cook National Park ging.

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Der höchste Berg im Nationalpark und gleichzeitig auch in Neuseeland ist der Mount Cook mit seinen 3755 Metern. Die Besteigung ist nur für erfahrene Wanderer und Kletterer geeignet, viele haben hier schon ihr Leben gelassen. Wir beschränkten uns also auf den Nationalpark und machten eine 40minütige Wanderung zum Kea Point View, von wo aus man bei schönem Wetter einen schönen Blick auf den Mount Cook und auf den Mount Sefton hat. Am nächsten Morgen brachen wir zu einer 4stündigen Wanderung durch die atemberaubende Landschaft auf dem Hooker Valley Track auf, vor den Augen (fast) immer die schneebedeckte Bergspitze des Mt. Cook. Gegen Abend machten wir dann noch einen kurzen Abstecher ins Tasman Valley, mit seinem Gletscher und einem See, auf dem 500 Jahre alte Eisschollen schwimmen.

DSC04584 Hooker Valley Track mit Blick auf den Mt. Cook

Bevor wir die Adrenalinstadt Queenstown erreichten hielten wir noch für ein paar Stunden in Cromwell, ein nettes Städtchen mit einer historischen Altstadt direkt an einem See. Wir nutzten die Duschen im Schwimmbad, tankten das Auto und füllten unseren Kühlschrank auf – Dinge, die nun zwischendurch anfallen. Bei einem leckeren Milchkaffee am See sind wir dann wieder zum Genuss übergegangen.

Ja, wir können uns gerade nicht beklagen. Mit unserem Camper sind wir so herrlich mobil, wir frühstücken vor den schönsten Landschaften und teilen uns die Zeit ein wie es uns gefällt. Das Wetter spielt bisher ganz gut mit, denn auch wenn wir schon zwei furchtbar kalte Nächte hatten, so überwiegt doch bisher der Sonnenschein.

Wir hoffen auch bei euch lässt sich langsam der Frühling blicken.

Wir grüßen aus dem Paradies,

Lennart und Nadine

Die ersten Bilder findet ihr hier in unserer Fotogalerie.