Der wilde Norden Kaliforniens

6 06 2013

Von den schneebedeckten Bergen ging es zurück ans Meer, der Redwood National Park wartete auf uns. Die gigantischen Küstenmammuthbäume wollten wir uns nicht engehen lassen, schließlich sind es einige der höchsten Bäume der Welt. So schlemmten wir uns erst durch den Farmer’s Market in Crescent City, dann fuhren wir durch den Nationalpark, Köpfe nach hinten gestreckt, und bewunderten die bis zu 100m in die Höhe wachsenden Giganten. Wir wanderten auf verschiedenen Pfaden durch das Unterholz und kamen schließlich am Big Tree Wayside an, einem der mächtigsten Bäume des Parks. Mit seinen knapp 96m Höhe und sage und schreibe 7m Durchmesser stach er deutlich aus der Masse heraus.

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Vom Redwood aus ging es wieder ins Landesinnere. Wir machten in einer charmanten Kleinstadt namens Weaverville Halt und verbrachten dort die erste Nacht in einem Motel. Nach einigen Nächten im Auto war das eine himmlische Erfahrung. Außerdem gab es dort in einem Restaurant für Lennart die besten Spare Ribs seines Lebens, geräuchert und perfekt gegrillt – ein Traum!
Bis Weaverville hatten wir ehrlich gesagt nur wenig bis gar keine netten Kleinstädte in den USA finden können. In kleineren Orten liegt der Hund begraben und leider sind sie auch äußerlich eher unattraktiv. Größere Städte hingegen protzen mit ganzen Straßenmeilen voller Fast Food-Ketten. Während uns das anfangs eher abschreckte, bedeutet das große, gelbe ‘M’ aus der Ferne für uns nun Zivilisation und Einkaufsmöglichkeiten. Nach stundenlangen Autofahrten durch die Wildnis oft eine große Freude!

Als Nächstes stand der Lassen Volcanic National Park auf dem Plan, ein Park gespickt mit Geysieren, brodelnden Schlammlöchern und Vulkanen. Leider mussten wir kurz vor Erreichen des Parks feststellen, dass große Teile aufgrund eines Brückenbaus gesperrt waren. Wir umrundeten den Park, anstatt ihn zu durchfahren, und machten uns auf den Weg zum Lake Tahoe, ein tiefblauer See auf einer Höhe von etwa 1900m. Wir relaxten am King’s Beach und genossen die Aussicht während der Autofahrt entlang der Straße, die im Westen am Ufer entlang führte.

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Am kommenden Tag gab es etwas ganz Neues für uns: eine Geisterstadt! Bodie wurde in den 1860ern als Goldgräberstadt genutzt, jedoch nicht mit dem besten Ruf. An seinem Höhepunkt gab es hier auf ~10.000 Einwohnern nur zwei Kirchen, aber um die 65 Kneipen. Der Trunkenzustand führte zu hoher Kriminalität und allabendlichen Schießereien. Nach einem großen Brand im Jahr 1932 verließen fast alle Einwohner die zerstörte Stadt, wovon nur etwa 10% erhalten blieb.
Die Besichtigung war super interessant. Beim Historic Talk eines Rangers erfuhren wir alle Hintergründe und die Geschichten um die alten, verwitterten Holzhäuser waren sehr eindrucksvoll. Einiges konnte man von innen besichtigen, zB. ein altes Wohnhaus oder eine Kirche. Am Haushaltswarenladen drückten wir uns die Nase an den Fensterscheiben platt, im Sand lagen Scherben und Nägel aus alten Zeiten. Es war ein sehr faszinierender Besuch und es ist kaum vorzustellen, dass tatsächlich alle Ranger dort so isoliert während der Besucherzeit im Sommer leben.

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Nach einem kurzen Stopp am Mono Lake machten wir uns endlich auf den Weg zu einem lang herbeigesehnten Ziel: der Yosemite National Park: riesige Granitfelsen, Wasserfälle, wilde Tiere, wunderschöne Landschaften zeichnen den Park aus. Wir fuhren zum touristischen Tunnel View und warfen einen Blick auf El Capitan und Half Dome, die beiden bekanntesten Granitfelsen des Parks. Wir fuhren zum Yosemite Fall, dem höchsten Wasserfall der USA, und auch zum bekannten Bridalveil Fall,  der sich seinen Ruhm vielleicht durch seine gute Zugänglichkeit verdient. Für uns hat sich der Besuch aber sehr gelohnt, denn auf dem Weg dorthin sahen wir einen Bären in freier Wildbahn! Ganz gemächlich trottete er auf der anderen Seite des Flusses durch den Wald und ließ sich nicht stören von der Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde.

DSC08870Blick vom Tunnel View

Wir übernachteten auf einem der Campingplätze und brachen am nächsten Morgen früh auf. Das Auto wurde stehen gelassen, Wanderschuhe wurden angezogen, der Rucksack gepackt und los ging es mit einer vorerst kleineren Tour zum Mirror Lake, wo sich die Felsen des Nationalparks in einem klaren Wasserpool spiegeln. 
Dann fuhren wir mit dem Shuttle Bus zum Mist Trail, dem wohl beliebtesten Wanderweg des Parks. Auf sehr steilem Weg und unter sommerlicher Hitze kletterten wir auf nass-rutschigen Felsen und Stufen ein Sütck den Half Dome hinauf, vorbei am beeindruckenden Vernal Fall, bis hin zu seinem Ursprung. Dabei wurden wir durchgehend von neugierigen Verwandten der Eichhörnchen begleitet. Die Aussichten vom Kopf des Wasserfalls und während der Wanderung waren spektakulär. Die riesigen Wassermassen entluden sich in einem strömenden, reißerischen Fluss, der durch die Luft wirbelnde Wassernebel zauberte dabei einen schönen Regenbogen.

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Nach einer kurzen Pause wanderten wir weiter bis zum Fuße der Nevada Falls, von wo aus wir uns auf den Rückweg machten. Wir wählten den Weg über den Clark Point, für den noch einmal 200 Höhenmeter überwunden werden mussten, der aber einen fantastischen Ausblick über Yosemite Valley bot. Endlich kamen wir nach über 4 Stunden Wanderung schwitzend, keuchend und zufrieden bei unserem Auto an. Es war ein tolles Erlebnis!

Unser letztes Ziel in Kalifornien hieß Death Valley National Park. Per Auto ging es durch die Wüste, durch zerklüftete Steinlandschaften und Schluchten, vorbei an Salzseen, Kakteen und Sanddünen. Die Temperaturen lagen bei knapp unter 50 Grad Celsius, die Klimaanlage lief auf Dauerbetrieb und wurde zur rettenden Zuflucht nach kleinen Exkursionen durch die Wüste. So kletterten wir kurze Strecken auf dem Mosaic und dem Golden Canyon, erreichten den tiefsten Punkt der USA (-89m) in Badwater, zählten Salzkristalle im Devil’s Golf Course und nahmen Kunstunterricht beim Artist’s Palette Drive.

DSC09189 Overview Blick vom Zabriskie Point

Keine Frage, Death Valley ist aufgrund der hohen Temperaturen und seinen Felsformationen ein Erlebnis der ganz anderen Art. Wir haben bisher auf unserer Reise nichts Vergleichbares gesehen und das macht es natürlich zu etwas Besonderem.

Nun nehmen wir erst einmal Abschied von Kalifornien, wenn auch nicht für lang. Der erste Teil Kaliforniens (der Norden, die Eastern Sierra und die Sierra Nevada) war definitiv anders als erwartet. Fast durchgehend befindet man sich hier auf etwa 2000-2500m Höhe. Kalifornien ist somit weitaus gebirgiger als gedacht, aber auch einsamer und wilder. Das Bild von Kalifornien, das wir im Kopf haben, könnte wohl eher auf den Süden zutreffen.

Nun aber erst einmal liebe Grüße aus dem heißen Nevada!

Nadine und Lennart

PS. Hier gibts neue Bilder aus Kalifornien!



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1 Antwort zu “Der wilde Norden Kaliforniens”

  • Ulla sagt:

    Das ist ja eine super beeindruckende Landschaft.
    Ist es dort so schön, wie die Bilder es rüber bringen?

    Weiterhin eine schöne Fahrt im Mietwagen

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