Klimakarussell in Oregon

31 05 2013

Die Grenze zwischen Washington und Oregon wird zu einem großen Teil durch den Columbia River festgelegt. An diesem Fluss führt auf der Seite Oregons der Historic Columbia River Highway entlang, mit Blick auf den Staat Washington. Der Weg führt an tollen Aussichtspunkten vorbei wie dem Women’s Forum Overview oder dem Crown Point, und zahlreiche Wasserfälle warteten auf uns. Wir sind dank Laos schon sehr von Wasserfällen verwöhnt, doch der Multnomah Waterfall wusste zu gefallen. Das Wasser stürzt aus einer betrachtlichen Höhe von ca. 190m in zwei Stufen die Klippen hinunter, auf halbem Weg sorgt eine alte Brücke für besonderen Charme.

DSC07851Blick auf den Columbia River vom Women’s Forum Overview

Der Highway beginnt und endet nahe Portland, Oregons größter Stadt. In Nordamerika sind die Steuern bei Verkaufswaren noch nicht im Preis inbegriffen und manches Mal wird man an der Kasse überrascht, wie sich das summieren kann – nicht jedoch in Oregon. Dieser Bundesstaat hat keine Verkaufssteuern und somit war der perfekte Augenblick gekommen shoppen zu gehen. So dachten wir, striffen durch zahlreiche Läden und probierten unzählige Klamotten an, doch gefunden haben wir nichts, außer zahlreiche Katastrophen. Selbst Läden wie H&M haben uns im Stich gelassen. Nun gut, dann also ab zu den alternativen Food Trucks für einen Becher à la Mexiko und der Tag war gerettet.

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Gegen Abend waren wir durch Couchsurfing bei einer amerikanischen Familie zum Dinner eingeladen. Es gab Lachs mit Pesto, gebackene Kartoffeln, Knoblauch-Olivenbrot und eine Art Ceasar Salad. Außer uns waren noch drei andere Couchsurfer aus Schottland dort und wir wurden von der Familie eingeladen bei ihnen zu übernachten. Nach 2 Nächten im Auto war das natürlich genau das Richtige und wir fuhren am nächsten Tag erst gegen Mittag wieder weiter zur Oregon Coast im Westen des Landes.

Dort erwartete uns direkt ein wunderschöner Strand am Cannon Beach. Felsen ragten aus dem Wasser, das Wetter war sonnig, aber kühl, der Sand weich, aber fest. Es war wunderschön dort und die Vorfreude wuchs, für 2 Tage und 180 Meilen (~290km) die Küste entlang zu fahren. Die ersten 80 Meilen waren etwas eintönig, trotz des Coast Highways bekamen wir die Küste nur selten zu sehen. Doch ab Lincoln City änderte es sich schlagartig – ein perfekter Strand folgte dem Nächsten, vom Highway gab es atemberaubende Ausblicke, Leuchttürme und Klippen ragten am Morgen aus dem Nebel. Und das Beste ist: die Strände sind (abgesehen vom Cannon Beach) alle menschenleer! Die oft kühlen Temperaturen, die Regengefahr und das eiskalte Wasser verhindern Touristenströme. Wir freuen uns darüber, denn wann hat man schon mal solche Traumstrände für sich allein?!

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Cannon Beach                                             South Beach – wirklich ganz allein!

Gegen späten Mittag wurde es Zeit, sich wieder ins Innere des Landes zu begeben. Unser Ziel sollte der Crater Lake Nationalpark sein. Wir wählten dafür die schönere Strecke entlang des North Umqua Rivers, ein tiefblauer, kristallklarer Fluss, der sich durch Wälder und Gebirge und über Stromschnellen schlängelt. Hier fischten ursprünglich angesiedelte Indianerstämme und mehrere Wasserfälle kann man auf seinem Weg besichtigen. Wir wanderten zum Toketee Waterfall und es verschlug uns die Sprache. Das Wasser plätchert zweistufig aus einer Höhe von 38 Metern in den North Umpqua River, umgeben von Wäldern und bemoosten Basaltsäulen. Basalt ist ein Vulkanit; es entsteht durch austretendes Magma aus dem Erdinneren, das an der Oberfläche erkaltet und erstarrt. Die säulenartige Formation ensteht zumeist durch eine verzögerte Abkühlung. Wieder einmal standen wir vor einem faszinierenden Schaubild der Naturkräfte.

DSC08287 Toketee Waterfall

Das Highlight des Tages und eines unserer gesamten Reise sollte aber erst noch kommen: der Crater Lake Nationalpark. Standen wir morgens noch mit Flip Flops am sonnigen Strand und wanderten wir nachmittags noch durch dichte Wälder, so standen wir gegen frühen Abend in unseren Sommerschuhen tief im Schnee. Die kühleren Temperaturen deuteten sich langsam durch vereinzelte Schneeblöcke an, nach einer etwa 5 Minuten langen Autofahrt war der ganze Nationalpark von einer dicken, blütenweißen Schneedecke überzogen.
Der Crater Lake ist ein See im Krater des Vulkans Mount Mazama, bestehend aus Regen- und Schmelzwasser. Er ist der tiefste See des Landes, weist die beste Wasserqualität Nordamerikas auf UND es ist die pure Schönheit!
Unser erster Blick auf den Crater Lake wird unvergesslich bleiben. Ein riesiger, tiefblauer See, umgeben von einer im Schnee liegenden Bergkette, lag vor uns. Das tiefblaue, spiegelglatte Wasser ließ Berg und Spiegelbild ineinander verschmelzen und die tief stehende Sonne ließ alles im schönsten Licht erstrahlen, der Schnee um uns herum glitzerte. Es kam so unerwartet und minutenlang beschränkte sich unser Vokabular auf ‘wow’, ‘boah’ und ‘krass’, denn wir haben wohl nie etwas Schöneres gesehen und (leider) kann auch kein Bild der Welt diese Landschaft einfangen. Wir haben es aber natürlich versucht.

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Crater Lake im gleichnamigen Nationalpark

Zum Abschluss bauten wir noch einen Schneemann, beobachteten einen grauen Fuchs, wie er durch die Winterlandschaft streifte und ließen noch einmal den unglaublichen Tag Revue passieren, an dem wir selbst erlebten, in wie kurzer Zeit man sich in ganz verschiedenen Landschaftsbildern und Klimazonen befinden kann.

Oregon ist ein fantastischer Bundesstaat, die United States wissen bisher zu überraschen und wir sind nun aufgeregt, was uns noch erwartet!

Bis bald,

Lennart und Nadine

PS. Endlich gibts auch die ersten Bilder aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten – hier!



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